Smackdown vs. Raw

Thüringen spielt „Wir sehen dich, Antigone“ im Schauspielhaus

Der von Sophokles niedergeschriebene Mythos „Antigone“ erzählt eigentlich die Geschichte einer jungen Frau, die sich auf ein höheres Recht als die Verfassung beruft und für die Bestattung ihres geächteten Bruders kämpft. „Eine starke Frau! Wie passend in Zeiten der Me-Too-Debatte!“, könnte man denken. Thüringen hingegen lässt in seiner Inszenierung eine verhaltensauffällige Antigone so lange auf der Bühne Radau machen, bis sie von zwei anderen Darstellern übel vermöbelt wird. Wie rezensiert man denn das? Mixed-Martial-Arts sind nicht meine Kunstform.

Vor Beginn der Vorstellung und nach der Einleitung der Schülermoderatoren kommt Antigone zunächst nach vorne und verbietet, zu fotografieren oder zu filmen, in diesem Land werde ja ohnehin alles überwacht. Ein schiefes Bild, das einfach keinen rechten Sinn ergeben will. Politzirkus-Fotograf Augusto klickt fröhlich vor sich hin – es lebe der Protest.

Hinter den schwarzen Vorhängen, von denen die Bühne eingefasst wird, kommen nun die anderen Darsteller hervor und beschäftigen sich mit Requisiten, deren Symbolcharakter schwer zu greifen ist. Da liest beispielsweise eine Darstellerin eine Zeitung, während zwei andere auf Weingummi-Schnullern herumkauen. Solche Gruppenperformances tauchen im Laufe des Stückes immer wieder auf und verschwimmen in der Nachbetrachtung zu einer einzigen – die jeweiligen Aussagen sind einfach zu schwer voneinander zu trennen. Verallgemeinert nimmt man die Struktur des Stückes wie folgt war: Performance – Gag – Performance – Handlung – Performance – Gag – Performance – Handlung (…). Die Binderstriche sind auch auf der Bühne deutlich zu spüren.

Die Thüringer möchten Antigones Auflehnung gegen die Obrigkeit übersetzen in eine Rebellion gegen den modernen Überwachungsstaat; leider wird die Kritik thematisch aber nicht zugespitzt. Eine der stärksten Szenen im Stück hat beispielsweise nur mittelbar etwas mit Überwachung zu tun: Journalisten stehen in Trauben am Rand der Bühne und werfen Politikern, die versuchen, sich im Blitzlichtgewitter in Szene zu setzen, provokante Fragen zu. Die Politiker sind unter anderem in dekadentem Pelz gekleidet und antworten in aneinandergereihten Floskeln. Das ist keine Kritik am Überwachungsstaat, das ist zum einen eine Kritik am Vorgehen der Medien und zum anderen eine Mischung aus Merkel- und Trump-Imitation. Auch dieses Bild ist also schief. Die heutigen Floskel-Politiker, geben sich eher selten als schillernde Bonzen, sondern wechseln höchstens Mal die Blazer-Farbe, während die pelztragenden Alphamännchen alles tun, um zu verstören und zu polarisieren. Leider werfen die meisten Szenen mindestens so viele Fragen auf wie die eben beschriebene. Eine Auswahl: Warum springt Antigone mit dem Politiker (Kreon) ins Bett? Wieso wird die Staatsmacht im 21. Jahrhundert noch durch Radioansagen symbolisiert? Warum läuft drei Minuten lang ein Chanson vor sich hin? Warum spielt Amazons Alexa klassisches Horn? Warum wird plötzlich „Singin‘ in the Rain“ performt? Warum dudelt im Hintergrund die „schöne blaue Donau“? Warum pellt Antigone ein Ei? Ist die Reihenfolge der Szenen Zufall? Diese Fragen sind nicht polemisch gemeint, aber sie verknoten sich im Kopf, wenn man an das Stück denkt.

Dann gegen Ende der Höhepunkt: Die Martial-Arts-Szene. Nicht jeder Zuschauer scheint wie der Rezensent in seinen Flegeljahren eine Sport-1-Wrestling-Phase durchlebt zu haben und so blickt der ein oder andere verstört drein, als Antigone Anstalten macht, sich in Kreons Hals zu verbeißen. Das war intensiv. Wahrscheinlich die intensivste Szene beim SDL, denn als Antigone am Boden liegt dreschen Kreon und sein Kumpan fröhlich mit Kissen auf sie ein, bis sie sich nicht mehr regt. Wurde hier eine Grenze überschritten? Passt das noch zur Botschaft und zum SDL? In einigen Zuschauern arbeitet es.

Vielleicht hätte Thüringen im Jahr 2018 zu einem anderen Thema Stellung beziehen sollen. Zwar ist das Streben gegen Überwachung ein liberaler und lobenswerter Gedanke, aber die Gewichtung ist das Problem. Der Rechtsstaat, in dem wir Leben, ist momentan zu gefährdet, als dass er auf seine Rolle als „großer Bruder“ (Orwell) reduziert werden sollte.

Vorab-Interview Gina und Max, Thüringen (PDF-Version)

3 Antworten auf „Smackdown vs. Raw“

  1. Maren Sophia Caspar Paula Carl Max Jette Franzi Johannes Lorenz Teresa Hjördis Ferdi Mikolas Tristan Julius Gina Hanna Robert sagt:

    Wenn ein „Rezensent“ Kritik mit Rache verwechselt oder
    einfach keine Lust mehr auf das letzte Stück hat

    dann kann man diese Kritik auch mit dem größtmöglichen Willen nicht ernst nehmen. Und das ist wirklich ärgerlich, denn wir hätten genauso eine ernsthafte und kompetente Rezeption verdient, wie andere Gruppen. Statt dessen lässt man einen jungen Schreiber, der offenbar kein Interesse daran hat, als Schreiber ernst genommen zu werden und seine Chance glatt verpasst sich im Genre des appellativen Schreibens auszuprobieren, ins offene Messer laufen, in just dem Moment in dem er sich selbst in all seiner Unfähigkeit Theater zu sehen und zu bewerten bloß stellt. Wenn man Rezensent sein möchte, sich gegen künstlerische und neue Formen wehrt – (Bindestrich) der Rezensent hat sicher noch nie etwas von Ästhetik, Abstraktion von Inhalten in Bilder und Motive oder von postdramatischem Theater gehört -, nur ungenaue, zusammenhangslose und unreflektierte Beobachtungen aus der Vorstellung wiedergeben kann und den inhaltlichen Kern nicht findet, wie es dagegen die KollegInnen der Festivalzeitung können, dann hat man den Kopf nicht eingeschaltet, nicht hingeschaut und ist vermutlich stinksauer auf eine experimentelle und wirklich ernst gemeinte Open-Stage-Performance, die man auch nicht verstanden und vermutlich nicht einmal gesehen hat. Das ist weder reflektiert, ehrlich, besonnen noch konstruktiv, sondern einfach nur peinlich. Und dass man das nicht zugeben mag, ist so klar wie der Himmel über Kiel während des tollen Festivals.

    Die Dramaturgie seiner Rezension liest wie sich wie folgt: Hingesehen, zwei Darsteller erkannt, einer mit Zeitung, zwei mit Schnuller – … – … – Leute rufen den Politikern Fragen zu, wieso tragen die Pelz? Ah, irgendetwas mit Überwachung, könnte das Thema sein, schnell notieren – … – Kampfszene, wer ist die Frau, wieso springt die den einen Typen an? Ist die irre? Wer ist der Typ überhaupt? – … – … – … – … Die Leerstellen sind in der Rezension deutlich zu spüren.
    Daraus kann beim besten Willen selbst ein kompetenter Rezensent keine gehaltvolle Kritik formulieren.

    Hätte der Rezensent genau hingeschaut, dann hätte er nämlich gesehen, dass alle Figuren zu Beginn einen Schnuller im Mund trugen. Dann hätte er auch gesehen, dass alle diesen ausspuckten und dann hätte er auch darüber nachgedacht, was dies symbolisieren könnte. Und dazu hätten wir uns Kritik gewünscht. Fragen wie „Warum steht eine Figur auf der Bühne?“ oder „Warum wird Musik eingespielt?“ gehören (mit Verlaub) zur ohnehin dünn besiedelten Kategorie der dummen Fragen, aber da gehören sie einfach hin. Wer außerdem den Aufhänger des Konfliktes im Stück für die politische Frage gehalten hat, kann nicht die gesamten 50 Minuten im Zuschauersaal verbracht haben. Wer dann noch nach einem anderen Thema schreit, muss sich doch spätestens nach der vermutlich unbedachten Veröffentlichung einer solchen Rezension komisch vorkommen. Dabei erscheint es außerdem fraglich, ob der Rezensent die Textvorlage zu diesem Stück überhaupt kennt. Dann nämlich wüsste er, wer die Figuren sind und warum sie so angelegt sind. Wenn er aber noch nie einen Blick in diesen Dramentext geworfen haben sollte, kann es durchaus sein, dass sich der Rezensent mit dieser Unwissenheit herumschlägt und dann tut es uns aufrichtig leid, das wir dies nicht auflösen konnten. Vermutlich auch die mehrfach fehlerhafte Nennung des Stücktitels ihr Übriges getan.
    Mit seinen Rezensionen beschwert sich der Schreiber, dass andere Stücke zu eindimensional wären und es keine Denkanregung gäbe. Mit der Rezension zum letzten Stück offenbarte er, dass er eigentlich auch gar nicht nachdenken will.

    Das unreflektierte Aufzählen einzelner zusammenhangsloser Aspekte kann nicht zu einer Erkenntnis führen und schon gar nicht die Gesamtaussage eines Stückes begründen. Der Rezensent hat begonnen sich Fragen zu stellen, aber gleichzeitig auch gezeigt, dass er sie nicht beantworten möchte. Fragen wie „Warum spielt Alexa Horn?“ oder „Warum geht Antigone mit Kreon ins Bett?“ zeigen, dass der Schreiber des Artikels durchaus in der Lage gewesen wäre, über das Stück nachzudenken, auch wenn diese Fragen einer eher oberflächlichen Beobachtung entspringen. Und mit der Entdeckung, dass die pelztragenden Politiker eher etwas mit der Kritik an Politikern wie Trump, Erdogan oder Putin zu tun hätten, war er schon sehr nah dran an der eigentlichen Aussage des Stücke, die – (Bindestrich) ich erwähne es noch einmal – andere Feedbackgeber problemlos erkannt haben. Aber er war eben nur sehr nah dran und schrammte dann doch vorbei. Hat er dabei wirklich nicht erkannt, dass die Pelzträger Kreon darstellen? Nicht einmal nachdem diese auch noch namentlich angesprochen wurden? Wirklich nicht? Dass man neben einer erhöhten Aufmerksamkeit von einem Rezensenten erwarten kann, dass er das Verhalten dieser Politiker auf der Bühne als Persiflage und somit als Denkanregung erkennen können sollte, bleibt dahingestellt. Die theoretische Untermauerung seiner Äußerungen ist durchgängig schwer als solche zu erkennen, denn es gibt sie schlichtweg nicht.
    Wenn der Rezensent zudem die abstrakte Darstellung eines ernsthaften Konfliktes als Sportspiel abtut, ist er entweder just in diesem Moment aufgewacht – (Bindestrich) und kann dann auch nichts für seine Unwissenheit – oder er hat in mühevoller Recherchearbeit nach einem platten Vergleich seines Verständnisses entsprechen stundenlang gegoogelt. Oder (!) er hat sich selbst daran ergötzt und will nicht zugeben, dass solche Sportspiele sein eigentliches Interesse abdecken.

    Weiß der Rezensent überhaupt, wie man eine Rezension schreibt? Hat er schon einmal etwas vom hermeneutischen Dreischritt gehört? Was qualifiziert den Schreiber für das Verfassen solcher Texte? Welche Kriterien hat der Rezensent angelegt, um diese Kritik zu verfassen? Welche Kriterien hat er möglicherweise ignoriert? Hat der Rezensent das Stück überhaupt gesehen? Was wollte der Rezensent aussagen? Warum hat er nicht verstanden, was anderen sofort offensichtlich war? Hatte der Rezensent womöglich gar keine Lust etwas zu schreiben? Hatte er gerade schlechte Laune? Wie oft geht der Rezensent ins Theater und was schaut er sich dort eigentlich an? Sind unreflektierte Diffamierungen einer Aufführung von der Festivalleitung gewollt? „Das sind die Fragen, denen wir uns hier und heute stellen müssen!“
    Wenn keine Offenheit für experimentale theatrale Ansätze auf einem solchen Festival herrscht und ein Rezensent neue Eindrücke von seinen bisherigen Sehgewohnheiten auf Biegen und Brechen fernhalten möchte, muss man den Anspruch einer solchen Veranstaltung in Frage stellen. Wenn nicht hier wo dann, darf Theater in all seinen Formen Gestalt annehmen?

    Eine abstrakte Darstellungsform erfordert vom Zuschauer auch die Bereitschaft Abstraktion im Kopf aufbrechen zu können und zu hinterfragen. Dass, das nicht jeder kann und will, ist uns bewusst. Der darf mit Ratlosigkeit nach Hause gehen, denn auch das gehört zur berechtigten Wirkung dieses Stückes. Wir können nicht erwarten, dass jeder Zuschauer diesen Einsatz theatraler Mittel und diese Darstellungsform versteht und mag, aber wir können erwarten, dass ein Rezensent, der dies nicht versteht und mag, dann auch merkt, dass es unangebracht ist mit seiner Meinung heraus zu posaunen, ohne sich nach Hilfe umzusehen. Denn die genaue Auseinandersetzung mit einem Stück und das Zulassen unterschiedlicher Perspektiven unterscheiden eine echte und qualitativ hochwertige Rezension von dieser bewussten und strukturlose Aufzählung von konstruierten Schlechtigkeiten sowie die völlige Ignoranz irgendeiner Würdigung, sprich von einer Rezension, die auf Diffamierung angelegt ist und deshalb nicht anders kann. Möchte der Schreiber wirklich so wahrgenommen werden?

    Kritik möchte wir sehr gern hören, denn nur so können wir uns in unserer Theaterarbeit weiterentwickeln. Mit einer konstruktiven und inhaltlich richtigen Kritik würden wir jedoch mehr anzufangen wissen. Soviel sollte man doch von der einzigen öffentlichen Rezension verlangen dürfen. Wir möchten dann auch gern erkennen können, dass man sich mit unserem Stück wirklich auseinander gesetzt hat, dass man wirklich hingesehen hat und ein gewisses Sachverständnis für kritische Rückmeldungen besitzt. Wir wollen erkennen können, dass Beobachtungskriterien zugrunde lagen und stichhaltig, reflektiert und perspektivenoffen begründet wird. Nur dann ist solch ein Text brauchbar, für die Spieler, für die Regie und für andere Zuschauer. Und vielleicht hätte auch einfach noch jemand drüber schauen sollen, bevor die „Rezension“ online ging.

    Aber wie geht man damit um und wer ist dafür verantwortlich? Ein Blick in das aus Erinnerungsfetzen und in sprachlich unfassbar niveaulosem Jargon verfasste Irgendetwas, das ein Vorabinterview mit zwei Spielern der Gruppe abbilden soll, verschärft leider den Eindruck, dass wir es mit einer seltsamen Form von Rache zu tun haben. Denn wir möchten nicht glauben, dass diese primitive Schreiberei im Rahmen eines so gut organisierten und anspruchsvollen Festivals entstehen kann. Den Schaden trägt nicht der Rezipient, sondern das wunderbare Festival an sich. Zur eigenen Reflexion bleiben uns leider nur die vielen wertvollen, konstruktiven und sachlichen mündlichen Rückmeldungen.

    Und so nehmen wir eben diese „Rezension“ als Akt der „künstlerischen“ Darstellung von Überforderung wahr und verzeihen dennoch gutmütig, wie es nur Angela Merkel kann, mit einem ernst gemeinten Handshake.

    „Denn, wo kämen wir denn da hin? Wer das nicht versteht, hat den Auftrag der Politik nicht verstanden! Bitte schön!“

    Herzliche Grüße aus Thüringen

    1. Liebe Thüringer,
      es tut mir weh, mit meinem Text eine solche Wirkung erzielt zu haben. Ich hoffe inständig, dass sich niemand von Euch als Einzelner so getroffen gefühlt hat wie ich von Eurer Rückmeldung auf die Rückmeldung. Bitte seht es mir nach, wenn ich lediglich auf die Punkte Eures Textes eingehe, die ich mir wegen ihres Wahrheitsgehaltes tatsächlich zu Herzen nehmen werde.
      Was Ihr als „ungenaue, zusammenhangslose und unreflektierte Beobachtungen“ bezeichnet, spricht ein Vorgehen an, das wir auf dem gesamten Block angewendet haben. Anstatt im hermeneutischen Dreischritt jedes Stück penibel auseinanderzunehmen, haben wir uns früh dazu entschieden, einzelne Aspekte herauszugreifen, die besonders im Gedächtnis geblieben sind. Ich bitte, mein tatsächlich noch nicht durch ein Studium untermauertes Fachwissen zu entschuldigen, aber ich würde diese Technik als aspektorientierte Priorisierung bezeichnen. Die Deutung haben wir dabei häufig in die Beschreibung miteinbezogen, was in Deutschaufsätzen schlechter Stil, im journalistischen Jargon aber unseres Erachtens schon üblicher ist. Ein Internet-Blog lebt von seiner Kürze, was eine ausführliche Darstellung in diesem Medium zusätzlich erschwert – daher auch die vielen Bindestriche. Gerade wenn sich einem Rezensenten eine eindeutige Meinung aufdrängt, wird eine Rezension hier schneller zu einem Verriss oder einer Lobeshymne. Das gefällt mir selbst am Bloggen auch nicht sonderlich gut.
      Ich habe Antigone nicht gelesen. Gerade verhandele ich mit mir selbst, ob ich mir das zum Vorwurf machen sollte. Ich erwische mich häufig dabei, dass ich Theater als Kunstform und nicht als Lehrmedium begreife. Das führt dazu, dass ich mir Theaterstücke gerne unvorbereitet anschaue, um mir im Nachhinein ein Hintergrundwissen anzueignen, das ich dann mit den Eindrücken abgleiche. Bei Besuchen in staatlichen Theatern habe ich mir daher angewöhnt, die Verantwortung für das Wecken von Interesse beim Stück zu suchen. Ich sage ganz ehrlich und dabei bleibe ich, dieses Interesse wurde bei mir in Eurer Inszenierung nicht geweckt. Ich habe für mich noch keine Antwort auf die Frage gefunden, ob ich beim nächsten vergleichbaren Fall die Pflicht habe, den Stoff im Anschluss eisern durchzuarbeiten, um die Parallelen herzustellen, oder ob auch schon der Eindruck zur Rezension taugt.
      Zum Interview. Der Eindruck, den die Kombination aus meiner Rezension und Niels‘ paraphrasiertem Telefongespräch erweckt ist in der Tat haarsträubend, was mir schon beim Hochladen des Textes bewusst geworden ist. Nach kurzem Überlegen habe ich mich dann dafür entschieden, das Interview so hochzuladen, wie ich es noch vor Beginn des SDLs niedergeschrieben habe. Die Interviews sollten keinesfalls der Diffamierung der Darsteller dienen. Der Einfall, Niels‘ originalen Wortlaut wiederzugeben, kam eher aus einem selbstironischen Impuls heraus. Ein Profi hätte hier vermutlich schon mögliche Kontroversen im Hinterkopf gehabt, wir aber waren froh, dass wir auf den letzten Drücker doch noch fast alle Interviews einholen konnten. Wir müssen uns zum Vorwurf machen, dass wir nicht früher damit angefangen haben und dass der Zeitdruck uns zu solchen witzig gemeinten Lösungen gedrängt hat. Mit Rache, das möchte ich wirklich betonen, hatte das aber nichts zu tun.
      Ihr stellt in Eurer Rückmeldung die Frage, ob ich Lust habe zum Nachdenken. Nicht immer. Nachzudenken ist eine langwierige und zähe Angelegenheit. Allerdings gehöre ich dennoch zu den Menschen, die damit viel Zeit zubringen. Euer Text hat in mir Zweifel aufkommen lassen, ob ich als theaterinteressierter junger Mensch auch schon über die Position verfüge, um zu rezensieren. Ich grüble an dieser Frage, aber beantworte sie momentan mit „ja“, weil ich glaube, dass eine Diskussionskultur durch unmittelbare Meinungsäußerungen eher bereichert wird. Genauso wichtig ist aber, dass Gegenstimmen laut werden und gleichberechtigt für sich selbst sprechen dürfen. Ich nehme Euren Handschlag an und freue mich über das passende Merkelzitat.
      Viele Grüße aus dem Norden
      Thomas Krohn

  2. Liebe Maren und liebe Spielgruppe aus Thüringen!
    Vielen Dank für die ausführliche und offene Rückmeldung.
    Es ist schade, dass der Anlass eures Kommentars laut Titel nicht eure Inszenierung ist, sondern die Annahme, dass unser Autor keine Lust mehr auf euer Stück hatte oder sich rächen wollte – das hat euer Stück und auch Thomas meiner Meinung nach nicht verdient.
    Ich kann euch aus persönlicher Überzeugung versichern, dass Thomas sich jedes Stück gewissenhaft angeschaut, lange an seinen Kritiken inhaltlich und sprachlich gefeilt und meiner Meinung nach auch nie die Spieler*innen persönlich angegriffen hat – so wie das jetzt scheinbar aus eurem Text zu entnehmen ist (siehe auch seine anderen Kritiken).
    Dazu noch einmal unsere Anmerkungen aus dem Start-Text sowie von unseren Teamern auch im persönlichen Gespräch und im Chat kommuniziert:
    Jede Inszenierung hier ist extra für den SDL 2018 ausgewählt worden, entspricht einer besonderen Leistung im Bereich des Schultheaters und hat damit auch eine Würdigung in Form einer ehrlichen Kritik verdient („ja, ich weiß, dass nicht jede Kritik als Würdigung empfunden wird“).
    Jede Kritik macht den Versuch sich mit der gesehenen Inszenierung unter dem thematischen Aspekt „Theater & Politik“ zu beschäftigen.
    Jede Kritik hier im Blog wird bewusst von etwa gleichaltrigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen geschrieben (die zum Teil selber schon auf einem SDL oder anderen Theaterfestivals waren, Schultheater spielen bzw. gespielt haben und sich auch noch immer für Theater interessieren).
    Jede Kritik wird vom subjektiven Standpunkt des Autors verfasst und kann daher auch nicht der allgemeinen Wahrnehmung entsprechen. Der Text beschreibt die Wirkung des Stückes auf einen Vertreter der Peer-Group.
    Eine Kritik kann im Zusammenspiel von weiteren Rückmeldungen wie z. B. aus den Nachgesprächen, Fachforen, dem Feedbackplakat, den Berichten aus der Festivalzeitung und weiteren unzähligen Gesprächen mit Teilnehmer*innen helfen, den Blick auf das eigene Stück neu zu denken/überdenken und vielleicht auch für folgende Projekte weiter entwickeln – Kritik kann angenommen werden oder auch nicht.
    Beachtet außerdem, dass bewusst nicht jede Kritik der selben Feder entspringen soll.
    Mir persönlich tut es furchtbar leid, dass insbesondere eure Spieler*innen unter der Gesamtsituation leiden. Eure gute Spielleistung wird meiner Meinung nach auch im Text nicht in Frage gestellt. Alle Teilnehmer*innen beim SDL haben sich die Teilnahme aufgrund ihrer tollen Schultheater-Leistung verdient und ich kann aus meiner Empfindung heraus versichern, dass das Team aus dem Polit-Zirkus sich redlich bemüht hat, allen Gruppen eine schöne Woche zu ermöglichen und (fast) jeden Wunsch zu erfüllen. Gerade weil wir wissen, wie toll dieses Festival mit so vielen theaterbegeisterten Schüler*innen ist – das SDL 2016 in Erfurt (Thüringen) war auch für uns ein wunderschönes Erlebnis.
    Bitte nehmt es daher auf keinem Fall persönlich, sondern geht in den inhaltlichen Diskurs – darauf freuen wir uns.
    Liebe Grüße, Andreas Kroder

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